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Zukunft der Gesundheitsversorgung: Zeitenwende in der Gesundheitspolitik

Zukunft der Gesundheitsversorgung: Zeitenwende in der Gesundheitspolitik unknown

Der Reformbedarf im Gesundheitswesen ist enorm: Die Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung ist nicht langfristig gesichert, die Zukunft der Krankenhausstrukturreform ungewiss und die Funktionsfähigkeit der sozialen Pflegeversicherung akut gefährdet. Offensichtliche Mängel lassen sich nicht mehr mit milliardenschweren Finanzhilfen zudecken, wie wir es während der Corona-Pandemie nach Jahren hoher Steuereinnahmen erlebt haben. Im Gegenteil, Bundesfinanzminister Christian Lindner hat ausgeschlossen, das Gesundheitssystem mit zusätzlichen Bundesmitteln zu unterstützen – und die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sehen solche Mittel auch nicht vor.

Kleine Reformschritte in der Pflege und in der Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) haben die Probleme nur aufgeschoben, die nun umso dringender einer nachhaltigen Lösung zugeführt werden müssen: In der Finanzierung der GKV klafft eine Milliardenlücke, sodass viele Krankenkassen zum Jahresende 2023 Beitragssatzerhöhungen bekannt geben werden. Dabei hatten zwei Drittel der gesetzlichen Kassen bereits zum Jahreswechsel 2022/2023 die Beiträge erhöht.

Die Zukunft der angekündigten Krankenhausstrukturreform ist ungewiss: Obwohl sich alle einig sind, dass die starren Grenzen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung keine Zukunft haben, hakt es insbesondere bei der Frage nach der Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern.Nicht zuletzt ist die Funktionsfähigkeit der Pflegeversicherung akut gefährdet. Pflegebedürftige und ihre Angehörigen stehen vor immensen und weiter steigenden Kosten. Eine Versicherung, die das Risiko einer Pflegebedürftigkeit immer weniger abdeckt, verliert zunehmend an Legitimität – zumal sie in diesem Jahr spürbar teurer wird, insbesondere für Kinderlose.

Zu diesen bekannten Herausforderungen kommen neue Phänomene, die sich aus den Versichertendaten der DAK-Gesundheit deutlich ablesen lassen. So nehmen die Arbeitsunfähigkeiten aufgrund psychischer Krankheiten massiv zu, ebenso die Suchtgefahr bei Kindern und Jugendlichen. Der Arbeitskräftemangel erweist sich als doppeltes Problem: Zum einen fehlen Fachkräfte in Kliniken, Heimen und Pflegediensten, zum anderen ist die durch Arbeitsausfälle zunehmende Überlastung der Belegschaft ein gravierendes Gesundheitsrisiko – auch, aber nicht nur in der Gesundheitsbranche.

Vor den beschriebenen Herausforderungen stehen die unterschiedlichen Akteure im Gesundheitsbetrieb alle gemeinsam: Kassen, Kliniken, Verbände, die Hersteller von Arznei- und Hilfsmitteln und nicht zuletzt die Politik in Bund, Ländern und Kommunen. Umso misslicher ist es, dass der Austausch zwischen diesen Interessengruppen oft von einem unversöhnlichen Ton geprägt ist. Bei allem verständlichen Ärger über ausbleibende Reformen ist es wichtig, angesichts der Zeitenwende im Gesundheitswesen immer wieder das Gespräch zu suchen und in einem konstruktiven Austausch zu bleiben. Dazu bietet der Hauptstadtkongress ein in dieser Form einzigartiges Forum.

Der Dialog mit den wichtigsten Stimmen aus Gesundheitspolitik, Gesundheitswirtschaft, Wissenschaft, Industrie und Verbänden generiert dringend benötigtes Wissen über die Finanzierung, die Versorgungsplanung und die dafür notwendigen politischen Rahmenbedingungen. Besonders freue ich mich auf die Podiumsdiskussion, die ich am 15. Juni unter Beteiligung des Bundesgesundheitsministeriums gestalten werde. Das Thema: „Zeitenwende im Gesundheitswesen – Was bringen die Reformen?“

Andreas Storm (DAK-Gesundheit)