2 min read

Spitex fordert beim «Hospital at Home» die Hauptrolle

Spitex fordert beim «Hospital at Home» die Hauptrolle info@medinside.ch (Esther Diener)

«Diverse Kliniken treiben zurzeit ‹Hospital at home› voran», teilt der Verband Spitex Schweiz mit. Das sei zwar erfreulich. Aber der Verband fürchtet, dass die Spitäler neue Angebote aufbauen, statt die Spitex einzusetzen.

Spitäler sollen Spitex nehmen

Die Forderung des Verbands lautet deshalb: «Bei der Konzipierung und Umsetzung muss die Spitex eine zentrale Rolle spielen.»

Konkret sollen die Spitäler die ärztlichen Leistungen und die Spitex die pflegerischen Leistungen anbieten. Und sie sollen dabei von Anfang an zusammenarbeiten.

«Prädenstiniert»

In jeder Gemeinde der Schweiz gebe es bereits Spitex-Organisationen, die insgesamt über 40‘000 Mitarbeitende beschäftigen. Deshalb sei die Spitex  für «Hospital at Home» prädestiniert.

Die Spitex habe jahrzehntelange Erfahrung und kenne die Eigenheiten der häuslichen Pflege, wie zum Beispiel das Einhalten von Hygienemassnahmen in unterschiedlichen Wohnumgebungen.

Auch Krebs-Pflege möglich

«Dank dem medizinisch-technischen Fortschritt könne sie auch Krebs- und Psychiatrie-Patienten pflegen sowie Palliativ- und Wundpflege anbieten.

Der Verband fordert deshalb,

  • dass Spitäler und Kantone die Spitex von Beginn weg in «Hospital at Home»-Projekte einbeziehen und die Spitex-Organisationen als gleichberechtigte Partner bei «Hospital at Home» ansehen.
  • dass die Spitex ständig über die Behandlung informiert ist, künftig via das Elektronische Patientendossier EPD.
  • dass die Krankenkassen, Kantone und Gemeinden die Spitex für komplexe Leistungen angemessen entschädigen. Auch zusätzliche Leistungen und der Einsatz von technischen Hilfsmitteln, die aufgrund der weiteren Ambulantisierung auf die Spitex zukommen, müssten bezahlt werden.

Genf als Vorzeigebeispiel

Als Beispiel für die enge Zusammenarbeit von Spital und Spitex nennet der Verband das Angebot «Hospitalisation à Domicile»: Die Genfer Spitex versorgt im Auftrag eines Arztes Patienten bei sich zu Hause, die eigentlich hospitalisiert sein müssten.

Auch im Rahmen eines Pilotprojekts der Waadtländer Spitex wird die Präsenz von Pflegefachpersonen ausgebaut, welche nach einem Spitalaufenthalt die Rehabilitation zu Hause zu ermöglichen.

Baselbiet finanziert Klinik

In der Schweiz wurde die Einführung von «Hospital-at-Home»-Angeboten bisher wegen der unterschiedlichen Finanzierung von stationären und ambulanten Leistungen erschwert. Weil der Kanton Basel-Landschaft mitzahlt, wird nun erstmals eine Finanzierung wie im stationären Bereich möglich. Der Kanton übernimmt 55 Prozent der Kosten, während die Versicherer 45 Prozent tragen.

Spital Zollikerberg gehört zu Pionieren

Im Spital Zollikerberg können sich Patienten seit letztem Jahr zuhause behandeln lassen. Das Zusatzangebot heisst «Visit - Spital Zollikerberg Zuhause». In Frage kommt es bei gewissen Behandlungen, die bisher nur im Spital möglich waren, etwa bei Lungenentzündungen oder Herzinsuffizienz.

Die Patienten dürfen aber nicht weiter als fünf Kilometer vom Spital entfernt und nicht alleine wohnen. Die Erstdiagnose erfolgt im Spital. Die akutmedizinische Behandlung findet dann in den eigenen vier Wänden statt. Mehrmals pro Tag führen Ärzte und Pflegefachpersonal Visiten durch.

Dazu kommt eine telemedizinische Überwachung rund um die Uhr. Zu diesem Zweck wird ein Kleber auf der Brust der Patienten angebracht. Damit werden Herz- und Atemfrequenz überwacht und ständig ans Spital übermittelt. Entwickelt sich einer dieser Werte in eine gesundheitsgefährdende Richtung, wird ein Alarm ausgelöst. Medizinische Hilfe macht sich dann gleich auf den Weg.