Sauber und nachhaltig: Wie Modulbauweise den Klinikbau revolutioniert
Sauber und nachhaltig: Wie Modulbauweise den Klinikbau revolutioniert unknown
In den letzten Jahren hat im Krankenhaus modulares Bauen immer mehr an Bedeutung gewonnen. Innerhalb weniger Wochen entsteht aus vorgefertigten Raummodulen ein Neu- oder Anbau, der schlüsselfertig übergeben wird. Der für Baustellen typische Lärm und Schmutz entfällt weitgehend, da die einzelnen Module beim Hersteller gebaut und vor Ort nur noch montiert werden. In der Regel steht ein Modulbau auf einer Bodenplatte, weshalb der Aushub und die damit verbundene Entsorgung von Erde entfallen. Modulbau ist aus mehreren Gründen nachhaltig.
Wiederverwendbare Module
Anders als ein in Massivbauweise errichteter Neu- oder Anbau lassen sich die aus Stahlmodulen bestehenden medizinischen Gebäude oder Gebäudeteile rückbauen und an einem anderen Standort wiederverwenden. Der Modulbau-Hersteller Cadolto zum Beispiel gibt an, dass 30 Prozent der von ihm errichteten Gebäude nicht mehr an ihrem ursprünglichen Standort stehen, sondern an anderen Stellen genutzt werden. Am Klinikum Kulmbach zum Beispiel hat er ein viergeschossiges Interims-Bettenhaus errichtet, das nach Ablauf der planmäßigen Nutzungsdauer nicht abgerissen, sondern vollständig zurückgebaut wurde.
Die Module mit fest eingebauter Inneneinrichtung und Nasszellen wurden in den Hallen des Herstellers überholt und an anderen Standorten wieder verwendet. Die Module hat er leicht umgerüstet, damit sie den Bedürfnissen der neuen Besitzer entsprachen. Am Rems-Murr Klinikum in Winnenden entstand so eine Bettenstation für Covid-19-Patienten, die überwiegend aus überholten Kulmbacher Modulen besteht und um neue Module ergänzt wurde. Ein anderer Teil der Kulmbacher Module ging nach Luxemburg, wo sie in ein Neubauprojekt einer Klinik integriert wurden. Dadurch konnten rund 90 Prozent der ursprünglichen Gebäudebestandteile wiederverwendet werden.
Recycling-Champion Baustahl
Da die Grundkonstruktion aus Stahl besonders langlebig ist, können die Module auch ein drittes oder viertes Mal verwendet werden. Erst wenn sie definitiv nicht mehr benötigt werden, zerlegt sie der Hersteller sortenrein in ihre Werkstoffe. Dadurch lassen sich alle Materialien zu rund 90 Prozent recyceln. Nach Angaben des Deutschen Stahlbau-Verbands ist Baustahl mit einer Recyclingrate von 99 Prozent das am meisten wiederverwertete Baumaterial. 88 Prozent des Stahls wird eingeschmolzen und wieder zur Stahlherstellung verwendet. Deutschland spart dadurch jährlich 20 Millionen Tonnen CO2 ein.
Eine weitere Reduktion des ökologischen Fußabdrucks verspricht die Umstellung der Stahlproduktion von fossilen Brennstoffen auf Wasserstoff. Schätzungen zufolge hat „Green Steel“ ein CO2 -Einsparpotenzial pro Tonne Baustahl von bis zu 70 Prozent. Der Modulbau Anbieter ALHO beispielsweise gibt an, bei der Herstellung von Raummodulen aus Green Steel bereits nach dem heutigen Stand der Technik circa 30 Prozent CO2 einzusparen.
Stahlmodule eignen sich für den Anbau im Krankenhaus. Hier am Beispiel des Katholischen Klinikums Mainz.
Hybridmodule aus Stahl und Holz Holz ist ein weiterer Baustoff, der den ökologischen Fußabdruck im Modulbau senken kann. Auf der Messe „Bau“ in München hat ALHO im Frühjahr ein Hybridbausystem aus Stahl und Holz vorgestellt. Holz ist nicht nur nachhaltig, weil es CO2 aus der Atmosphäre aufnimmt und langfristig bindet. Hybridmodule aus Stahl und Holz lassen sich ebenfalls rückbauen und an einem neuen Standort für eine andere Anwendung nutzen. Darüber hinaus lässt sich Holz beim Rückbau eines Moduls sortenrein trennen und erneut als Baumaterial verwenden.
Dr. Michael Lang (freier Journalist) 2023. Thieme. All rights reserved.