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Roland-Berger-Umfrage: 300 der 600 größten deutschen Krankenhäuser im Minus

Roland-Berger-Umfrage: 300 der 600 größten deutschen Krankenhäuser im Minus unknown

Einmal im Jahr horchen die Berater von Roland Berger in München tief in die Chefetagen der 600 größten deutschen Krankenhäuser hinein. Für ihre Krankenhausstudie befragen sie Geschäftsführende und Ärztliche Direktoren. Den neuesten Ergebnissen zufolge macht mehr als die Hälfte der Häuser Verlust. Besonders schwierig sei demnach die Lage der öffentlichen Krankenhäuser: Fast zwei Drittel – 63 Prozent – sind in der Verlustzone.

Darüber hinaus erwarten die Befragten für die nächsten Jahre eine Welle von Schließungen. 51 Prozent rechnen damit, dass von den derzeit gut 1900 Krankenhäusern im Jahr 2033 höchstens 1250 übrig sein werden. Das wäre gut ein Drittel weniger als heute. Als Hauptursache nannten die Krankenhausmanager die Zunahme ambulanter Behandlungen anstelle der bisher üblichen – und finanziell einträglicheren – stationären Behandlungen. Von der geplanten Krankenhausreform der Bundesregierung erwarten nur wenige eine Verbesserung ihrer finanziellen Lage.

Fachkräftemangel ist ein Hauptproblem

Als ein Hauptproblem sehen viele Klinikverantwortliche laut Umfrage den Fachkräftemangel. Tendenziell könnte die erwartete Schließungswelle laut Roland Berger zu einer leichten Entspannung der Personalsituation führen, weil dann Personal „freigesetzt“ werden würde.

Wir empfehlen Krankenhausbetreibern mit anderen Leistungsträgern zu kooperieren.

Angesichts der sich beschleunigenden Konsolidierung auf dem Krankenhausmarkt gehen die Unternehmensberater davon aus, dass in den nächsten Jahren auch mehr Krankenhäuser fusionieren werden. „Wir empfehlen Krankenhausbetreibern mit anderen Leistungsträgern zu kooperieren, um Synergien zu heben und profitabler zu wirtschaften“, sagt Janes Grotelüschen, einer der Autoren. Dazu gehöre auch der Ausbau der ambulanten Versorgung.

Abgesehen davon wird die Digitalisierung laut Umfrage im Krankenhausalltag eine zunehmend wichtige Rolle spielen: Die befragten Klinik-Führungskräfte maßen dem Ausbau der Telemedizin mehrheitlich die größte Bedeutung zu, gefolgt von der künstlichen Intelligenz (KI). Letztere könnte demnach dem ärztlichen Personal sowohl bei der Bilderkennung als auch bei medizinischen Entscheidungen nützen.

Minister Lucha kündigt Landesentlastungspaket an

Zumindest Kliniken in Baden-Württemberg dürfen derweil offensichtlich auf zusätzliche Finanzhilfen vom Land hoffen. Im Rahmen einer Veranstaltung der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG) hat Landesgesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) ein Landesentlastungspaket angekündigt, wie der SWR berichtet. Es solle noch vor der Sommerpause bereitgestellt werden, so Lucha. Welchen Umfang die zusätzliche finanzielle Hilfe haben wird, steht derzeit noch nicht fest.

dpa/Roland Berger/koj