Restrukturierung: So baut Udo Lavendel jetzt die Kliniken Lörrach um
Restrukturierung: So baut Udo Lavendel jetzt die Kliniken Lörrach um unknown
In dem Programm steckt die geballte Kompetenz von drei Beratungshäusern – und es hat den Aufsichtsrat der Kreiskliniken Lörrach offenbar überzeugt: Mit Consus.Health, HC&S und 2Perspectives soll Udo Lavendel als Vorsitzender Geschäftsführer jetzt die Restrukturierung des kommunalen Unternehmens angehen. Im Kern sollen dabei Einsparungen von mindestens 16 Millionen Euro erzielt werden. Gleichzeitig sind umfangreiche strukturelle Anpassungen vorgesehen. Aktuell werden vier Krankenhäuser in Lörrach, Rheinfelden und Schopfheim betrieben, und in Lörrach entsteht ein neues Zentralklinikum.
Für sanfte Korrekturen und ein schrittweises Vorgehen bleibt keine Zeit.
Dass die Lage ernst ist, macht Lavendel unmissverständlich klar: „Es wird erhebliche Veränderungen geben. Für sanfte Korrekturen und ein schrittweises Vorgehen bleibt keine Zeit“, sagt der Geschäftsführer, der bei HC&S angestellt ist. Der Weg werde nicht leicht sein und Flexibilität von Mitarbeitenden und Patienten erfordern. Angst müsse jedoch niemand haben.
Personalabbau sei bei den festangestellten Mitarbeitenden nicht geplant. „Wir brauchen jeden Einzelnen und werden mit allen, die vielleicht künftig an einem anderen Standort arbeiten werden, persönlich sprechen, Unterstützung anbieten und individuelle Lösungen finden“, versichert Lavendel. Derzeit beschäftigen die Kreiskliniken mehr als 2000 Mitarbeitende.
Kosten für Fremdpersonal reduzieren
Die Berater kalkulieren mit Einspareffekten von mindestens 16 Millionen Euro, deren volle Wirksamkeit allerdings erst 2024 zum Tragen kommen werde. Insbesondere will Lavendel die Kosten für Fremdpersonal reduzieren. „Wir werden nur dann einen nachhaltigen Turnaround erreichen, wenn wir diesen Kostenblock deutlich reduzieren“, sagt er. Der Posten stehe allein für rund 60 Prozent des Ergebnisverbesserungspotenzials.
Es gehe jetzt darum, die Mitarbeiter zu halten und die Strukturen so zu verdichten, „dass wir bei voller Aufrechterhaltung unseres Leistungsangebots die Dienstpläne mit unseren festangestellten Beschäftigten besetzen können“, erklärt Lavendel und kündigt strukturelle Anpassungen an.
So will er unnötige Doppelvorhaltungen kurzfristig reduzieren und die Patientenversorgung verdichten. Wo es möglich und sinnvoll ist, sollen Eingriffe ambulant erfolgen, und die Verweildauer, die im Vergleich zu anderen Kliniken hoch sei, soll sinken. Zudem soll ein optimiertes Bettenmanagement helfen, den Bettenbedarf über alle Standorte hinweg um 40 bis 50 Betten zu reduzieren.
Die Bettenkapazitäten an drei Standorten reichen definitiv aus.
Sich bei der akut-somatischen Patientenversorgung künftig auf drei Standorte zu konzentrieren, hält Lavendel für „richtig und wichtig, denn um das derzeitige Patientenaufkommen unterzubringen, reichen die Bettenkapazitäten an drei Standorten definitiv aus“. Denkbare Umzugsszenarien würden derzeit geprüft, und bis Mitte August 2023 soll dem Aufsichtsrat ein Vorschlag für die wirtschaftlich tragfähigste Struktur vorliegen. „Erst dann wird es endgültige Klarheit darüber geben, in welcher Form die Umzüge stattfinden werden“, betont Lavendel.
Ressourcen besser nutzen
Als Sofortmaßnahmen soll jetzt unter anderem ein standortübergreifendes Ressourcenmanagement für Betten- und OP-Kapazitäten etabliert werden, und auch die Prozesse im nicht-medizinischen Bereich will Lavendel verändern. Dabei liege ein Fokus auf den medizinischen Sachkosten, beim Personalbereich und der IT. Unter anderem soll ein verlässliches Berichtswesens für das Finanz- und Personalcontrolling aufgebaut werden, und das neue KIS soll stabilisiert werden.
Wir müssen die medizinische Stimme der Region hören und unsere Zuweiser an der Gestaltung der Zukunft der Kliniken beteiligten.
Neben den Mitarbeitenden und der Öffentlichkeit will Lavendel auch die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte des Landkreises enger einbinden. „Wir müssen die medizinische Stimme der Region hören und unsere aktuellen und künftigen Zuweiser an der Gestaltung der Zukunft der Kliniken beteiligten“, erklärt er. Starten werde man mit einer Zuweiserbefragung, von der man sich ein belastbares repräsentatives Gesamtbild aus Sicht der niedergelassenen Ärzteschaft verspreche.
Für Landrätin Marion Dammann ist es „gerade jetzt wichtig, dass wir Zusammenhalt und konsequentes Handeln im Landkreis zeigen“, betont die Aufsichtsratsvorsitzende der Kreiskliniken. Dass der Kreistag jetzt einstimmig zusätzliche finanzielle Unterstützung für das laufende Jahr und den Start des Restrukturierungsprogramms beschlossen habe, sei ein klares Signal dafür, dass man geschlossen hinter Lavendel und seinem Team stehe. Die Restrukturierung sei neben dem wirtschaftlichen „Fitnessprogramm“ die erforderliche Vorbereitung auf die Inbetriebnahme des neuen Zentralklinikums des Landkreises.
Kliniken des Landkreises Lörrach/koj