Redcare versus DocMorris: Das Rx-Rennen der Versandhändler
Redcare versus DocMorris: Das Rx-Rennen der Versandhändler unknown
Redcare: Digitale Marktplätze in Europa
So sehr beide Unternehmen in die gleiche Richtung stürmen, zeigen sie bei näherer Betrachtung auch deutliche Unterschiede. So setzt Redcare Pharmacy, nach eigenen Angaben die größte Onlineapotheke in Kontinentaleuropa, unter anderem auf digitale Marktplätze in verschiedenen Ländern. Deren Kunden sollen Angebote wie die taggleiche Belieferung, Medikationsmanagement, Konsultationen durch Online-Ärzte, ein Bonusprogramm oder den Erwerb von hauseigenen Marken nutzen können.
Eine Besonderheit ist auch Redcares Einstieg in den Schweizer Markt. Dort betreiben die Niederländer seit Mai 2023 zusammen mit dem Gesundheitsdienstleister Galenica die auf Rx-Produkte fokussierte Gesellschaft Mediservice. Nicht zuletzt ist Redcare stärker als DocMorris neben Deutschland und der Schweiz auch in anderen europäischen Ländern tätig, darunter Österreich, Frankreich, Belgien, Italien und die Niederlande.
DocMorris: Digitaler Rundum-Gesundheitsdienstleister als Ziel
Die Strategie von DocMorris wiederum zielt darauf ab, einen „digitalen Rundum-Gesundheitsdienstleister“ zu erschaffen. Der will den Kunden über eine zentrale Plattform verschiedene Leistungen anbieten – von Online-Sprechstunden über gesundheitliche Beratungen bis zur Bestellung von Arzneimitteln. Ein wesentlicher Baustein ist der Telemedizinanbieter Teleclinic, nach eigenen Angaben der führende Dienst dieser Art in Deutschland. Laut Unternehmen nutzen über 2800 niedergelassene Ärzte die Plattform, die Bruttomarge sei „sehr attraktiv“ und die Ebitda-Marge zweistellig.
Vom Schweizer Geschäft – immerhin die Keimzelle des Unternehmens – hat sich DocMorris im Gegensatz zu Redcare verabschiedet. Dieses wurde 2023 an die Supermarktkette Migros verkauft. Der Schritt dürfte nicht ganz freiwillig erfolgt sein. 2020/2021 geriet DocMorris finanziell unter Druck, die Verluste wuchsen. Mit dem Verkauf des Schweizer Geschäftes konnte der Konzern seine Schulden begleichen. Zudem musste DocMorris mehrfach Anleihen begeben, um an frisches Geld zu kommen. Zeitweise war sogar von einem möglichen Verkauf die Rede, einmal tauchte das Unternehmen auf einer Liste potenzieller Übernahmekandidaten auf. Eine deutliche Sprache spricht auch der Aktienkurs von DocMorris, der sich im Vergleich zu Redcare deutlich schwächer entwickelt.
Nicht zuletzt mussten die Schweizer bei Verkündung der jüngsten Halbjahreszahlen ihre ursprüngliche Jahresprognose nach unten korrigieren. Michael Heider vom Analysehaus Warburg Research sieht darin einerseits erneut eine Enttäuschung für die Anleger. Wegen der attraktiven Bewertung der Aktie und dem E-Rezept-Potenzial bleibt er allerdings bei seiner Kaufempfehlung für das Papier.