Kostendruck: Charité reagiert mit Einsparungen auf absehbares Defizit
Kostendruck: Charité reagiert mit Einsparungen auf absehbares Defizit unknown
Heyo Kroemer hat keine guten Nachrichten: „Wir erwarten für dieses Jahr im Gegensatz zu 2022 kein ausgeglichenes Ergebnis mehr“, sagte der Charité-Chef dem „Tagesspiegel“. Genaue Prognosen gebe es aktuell noch nicht, „da wir zahlreiche Effekte bislang nicht abschätzen können“, so Kroemer. Als Reaktion auf das absehbare Defizit plane der Charité-Vorstand, fünf Prozent der Ausgaben zu reduzieren und bei Einstellungen künftig zurückhaltender zu sein, heißt es in dem Bericht weiter.
Ärzte beklagten laut „Tagesspiegel“ einen „Einstellungsstopp“. Dem widersprach Kroemer jedoch: „Neubesetzungen erfolgen aktuell zurückhaltend“, sagte er: „Sollten ärztliche Beschäftigte die Charité verlassen, wird die funktionale Notwendigkeit individuell geprüft.“ Werden also Stellen frei, wird vor Nachbesetzungen genauer hingeschaut.
Entlastungstarifvertrag kostet zusätzliches Geld
Die Klinik spürt laut Kroemer weiter die Corona-Krise. Teilweise hätten sich die Patientenströme verändert, sagte er der Zeitung. Es fehlten Fälle, die im Vor-Pandemiejahr 2019 noch auskömmlich bezahlt worden seien. Dagegen würden zum Beispiel die mehr als 165 000 Patientenkontakte im Jahr 2022 in den vollen Rettungsstellen nur unzureichend vergütet.
Kroemer verwies dazu auch auf einen sogenannten Entlastungstarifvertrag mit der Gewerkschaft Verdi, der zusätzliches Geld koste: Die Gewerkschaft und die Charité-Spitze hatten sich nach einem Pflegestreik 2021 auf verbindliche Personalquoten geeinigt. Demnach darf eine bestimmte Patientenzahl pro Pflegekraft nur ausnahmsweise überschritten werden – und die Beschäftigten können dafür Freizeitausgleich geltend machen.
Im landeseigenen Charité-Konzern arbeiten inklusive der Tochtergesellschaften 21 600 Beschäftigte. Im vergangenen Jahr schloss der Konzern bei einem Umsatz von etwa 2,3 Milliarden Euro mit einem leichten Überschuss von 1,3 Millionen Euro ab.
dpa/koj