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KHZG-Umsetzungsgrad bleibt hinter Erwartungen zurück

KHZG-Umsetzungsgrad bleibt hinter Erwartungen zurück (Natalie Ziebolz)

Blitzumfrage KHZG-Umsetzungsgrad bleibt hinter Erwartungen zurück

Bis Ende dieses Jahres müssen Krankenhäuser und Kliniken die Vorgaben des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG) erfüllen. Doch die Umsetzung ist bei weitem nicht so einfach, wie es sich das Bundesgesundheitsministerium wünscht. Neben finanziellen und personellen Hürden steht auch noch der Elefant namens „Krankenhausreform“ im Raum.

Mit dem Krankenhauszukunftsgesetz gehen einige Digitalisierungsmaßnahmen an den Krankenhäusern einher. Doch ist Digitalisierung mit der Brechtstange überhaupt sinnvoll?
Mit dem Krankenhauszukunftsgesetz gehen einige Digitalisierungsmaßnahmen an den Krankenhäusern einher. Doch ist Digitalisierung mit der Brechtstange überhaupt sinnvoll?

(Bild: Kzenon – stock.adobe.com)

Eine Blitzumfrage des Hartmannbundes hat erhebliche Defizite in der Digitalisierung deutscher Kliniken ans Licht gebracht. Die Umfrage, die kürzlich unter über 300 Klinikärztinnen und -ärzten durchgeführt wurde, zeigt deutliche Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG), das im Oktober 2020 verabschiedet wurde. Das Gesetz soll die dringend notwendige Digitalisierung der deutschen Krankenhäuser vorantreibe, steht nun kurz vor der Evaluierung seines Umsetzungsgrades und bleibt weit hinter den Erwartungen zurück.

„Auch wenn der Wille da ist und selbst wenn das Geld vorhanden wäre, sind die Umsetzungskapazitäten begrenzt. Die Förderbescheide benötigen Zeit, die entsprechenden Unternehmen sind ausgelastet und die Kliniken müssen auf die Umsetzung warten“, sagt Dr. Moritz Völker, Vorsitzender der Jungen Ärztinnen und Ärzte im Hartmannbund. Das bestätigen auch die Angaben der Befragten Häuser. Demnach kommt es bei 56 Prozent von ihnen zu Verzögerungen bei der Beschaffung und Vergabe notwendiger Komponenten sowie zu Lieferschwierigkeiten bzw. ausgelasteten Kapazitäten der Industrie (25 Prozent). Hinzu kommt der hausinterne Personalmangel, der die Umsetzung der Projekte erschwert (58 Prozent).

Fehlende Nutzerfreundlichkeit

„In solchen Situationen, in denen man nehmen muss, was man bekommen kann, droht der unbedingt notwendige Fokus auf Usability und Mehrwert verloren zu gehen, nur um die Anforderungen fristgerecht irgendwie zu erfüllen – das kann ein Hemmschuh für die Zukunft sein, weil am Ende undurchdacht digitalisiert wird und die Prozesse kompliziert und insuffizient bleiben könnten“, warnt Dr. Dr. Galina Fischer, Vorsitzende des Arbeitskreises Stationäre Versorgung im Hartmannbund. Die Folgen zeigen sich bereits jetzt deutlich: Über 80 Prozent der Teilnehmenden sind unzufrieden mit der derzeit genutzten Software im Krankenhaus und mehr als 60 Prozent empfinden das aktuelle Krankenhausinformationssystem (KIS) als nicht benutzerfreundlich.

Hinzu kommt, dass ein Großteil der Kliniken zwingende Vorgaben der KHGZ noch nicht erfüllt: So arbeiten beispielsweise aktuell nur 13 Prozent mit einem Patientenportal, weitere sechs Prozent setzen dieses aktuell. Die beiden Arbeitskreisvorsitzenden Völker und Fischer sind sich daher einig, dass das aktuelle Vorgehen, inklusive der drohenden Abschläge bei Nichtumsetzung des KHZG, spürbare Folgen für die Kliniklandschaft haben könnte. Fischer betont: „Selbst, wenn es gelingen sollte, besteht die Gefahr, dass es am Ende wieder Datensilos werden, die der Interoperabilität erneut nur begrenzt zur Verfügung stehen und auch patientenunfreundlich sind.“

Ein weiteres Problem sei laut Fischer und Völker die parallel geplante Krankenhausreform, deren Auswirkungen auf die Versorgungslandschaft bisher unklar seien. Sie warnen daher davor, dass voraussichtlich ein substanzieller Anteil der Krankenhäuser nicht mehr in der Form an der Versorgung teilnehmen werde, wie das heute der Fall sei. Auch in diesen Häusern werde aber Geld in Digitalisierung gesteckt und somit begrenzte Ressourcen unnötig verbraucht.

Positiver Ausblick trotz Problemen

Trotz dieser ernüchternden Ergebnisse bleibt das medizinische Personal offen für neue Technologien. Rund vier von fünf Ärztinnen und Ärzten sehen in digitalen Diensten einen unmittelbaren Nutzen für die Patientenversorgung. Mehr als 70 Prozent glauben, dass diese Technologien ihre alltäglichen Arbeitsabläufe erleichtern könnten. Klar ist laut Völker jedoch: „Digitalisierung allein ist noch kein Mehrwert. Sie muss akribisch vorbereitet, gründlich durchdacht und am Ende auch gut gemacht sein, um die komplexen Strukturen der Krankenhausversorgung abbilden und vereinfachen zu können.“

Alle Ergebnisse der Umfrage können Sie hier einsehen:

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Stand vom 30.10.2020

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