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Gesundheit wird zum Massenmarkt

Gesundheit wird zum Massenmarkt (Johannes Kapfer)

Personal Health

Das Interesse an der eigenen Gesundheit ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen und ein großer Teil der Bevölkerung zeichnet mittlerweile gesundheitsrelevante Kennzahlen wie Puls, Blutzucker oder die eigenen Erfolge im Fitnesscenter auf. Dementsprechend rasant hat sich auch der Markt für Gesundheits-Gadgets entwickelt. Eine neue Studie zeigt den Zuwachs im Digital-Health-Sektor auf.

Digitale Devices gewinnen zunehmend an Bedeutung und auch der Digital-Health Markt hat Hochkonjunktur.
Digitale Devices gewinnen zunehmend an Bedeutung und auch der Digital-Health Markt hat Hochkonjunktur.

(© vectorfusionart - stock.adobe.com)

Ob vernetzte Personenwaagen, eine Smartwatch am Handgelenk oder Aufzeichnen des eigenen Schlafrythmus via Smartphone-App – der Markt für Personal-Health-Devices boomt und immer mehr etablierte Hersteller versuchen sich einen Teil des Kuchens zu sichern.

Eine Erhebung der Branchenorganisation gfu Consumer & Home Electronics und der Strategieberatung Oliver Wyman hat ergeben, dass – Stand jetzt – bereits acht von zehn Deutschen daran interessiert sind, ihre Gesundheit und Aktivitäten digital zu erfassen und nachzuverfolgen. Zusätzlich werden bereits von 44 Prozent der Menschen in Deutschland mindestens vier gesundheitsrelevante Kennzahlen regelmäßig über eigene Geräte aufgezeichnet.

In Märkten wie China und den USA ist die Zahl der aktiven Nutzerinnen und Nutzer mit rund 60 Prozent sogar noch deutlich höher angesiedelt als hierzulande.

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die Studie ebenfalls ergeben hat, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher ihre Gesundheitsdaten am liebsten in den Händen von „bekannten“ Firmen sehen und diesen – im direkten Vergleich zu Start-Ups aus der Medizintechnikbranche – vermehrt den Vorzug geben. Dementsprechend groß sind – laut Brancheninsidern – die Wachstums- und Markteintrittschancen für etablierte Marken.

Auf der Anwenderseite herrscht große Experimentierfreude

„Der Erfolg der Apple Watch und vergleichbarer Wearables hat das Feld bereitet“, sagt Dr. Martin Schulte, Partner der Strategieberatung Oliver Wyman und Co-Autor der Studie. Ein Blick auf die Finanzierungsrunden von Personal-Health-Start-Ups zeugt vom Aufschwung der Branche. Im Vergleich zu 2018 verdoppelte sich 2022 mit 1,2 Milliarden US-Dollar der Sektor beinahe. Man befinde sich klar in einer Beschleunigungsphase, betont Schulte und verweist auf die Verzehnfachung des Marktvolumens innerhalb der letzten Dekade. Insbesondere der Experimentierfreude der Anwenderinnen und Anwender sei es zu verdanken, dass das Vertrauen in etablierte Marken und Systeme nach wie vor ansteige.

Dennoch würden viele Nutzerinnen und Nutzer den Neuerungen im Personal Health Bereich kritisch gegenüberstehen. Vor allem das Thema Datenschutz und die Zweitverwertung ihrer Daten sei vielen ein Dorn im Auge. Das Nachreichen fehlender Regulierungen auf EU-Ebene könnte hierbei den Unterschied zwischen kurzzeitiger und dauerhafter Nutzung von Healthcare-Devices ausmachen, ist sich Schulte sicher. Des weiteren hätten große Marken aus der Tech-Branche, wie etwa Apple, Amazon oder Google, nun die Möglichkeit durch die Akquise von Start-Ups das eigene Healthcare-Portfolio zu schärfen und den Aufwärtstrend des Marktes für sich zu nutzen.

Insbesondere ältere Nutzergruppen können von der Technik profitieren

Die Studie identifiziert weiterhin zwei Altersgruppen, die einerseits am stärksten Gebrauch von den Gesundheitsgadgets machen und andererseits die größten Vorteile daraus ziehen können: Die Gruppe der Millennials sowie die über 65-Jährigen. „Digitalaffine Menschen über 65 zählen zu den besonders fleißigen Anwendern von Digital-Health-Technologie. Sie ersparen sich etwa mit Blutzuckermessungen manchen Arztbesuch und profitieren auch von Medikamenten-Erinnerungs-Apps oder Sturzsensoren“, betont gfu Geschäftsführerin Dr. Sara Warneke.

Einen der wohl interessantesten Aspekte der Studie stellt jedoch die Prognose des Jahres 2030 dar. Die Autoren gehen – basierend auf den Angaben der sogenannten Generation Z (also denjenigen Nutzerinnen und Nutzern, die zum aktuellen zwischen 18 und 25 Jahre alt sind) – davon aus, dass sieben von zehn Personen sich sowohl bei ihrer Ernährungsweise als auch in weiteren Prozessen des Alltags auf die Empfehlungen ihrer Devices verlassen werden. Das Vertrauen in die digitalen Helferlein scheint in dieser Gruppe auch derart gefestigt zu sein, als dass angenommen wird, dass durch den Einsatz Krankheiten frühzeitig erkannt oder sogar aktiv verhindert werden können.

Die gesamte Studie können Sie hier einsehen: