E-Rezept: Zur Rose geht All-in
Zur Rose setzt alles auf die Karte E-Rezept in Deutschland. Die DocMorris-Muttergesellschaft übergibt ihr Schweizer Geschäft an Migros und kassiert dafür 360 Millionen Schweizer Franken (361,4 Mio Euro). Zur Rose will mit dem Deal seine Kapitalstruktur stärken, „um optimal für das E-Rezept in Deutschland und die Digitalisierung im Gesundheitswesen positioniert zu sein“, heißt es in einer Mitteilung der Gruppe.
Die Migros-Tochter Medbase übernimmt alle in der Schweiz operativen Einheiten mit sämtlichen Mitarbeitenden. Durch den Verkauf erhöht Zur Rose nach eigenen Angaben die Eigenkapitalquote auf 73 Prozent. Das Unternehmen werde damit „weitgehend schuldenfrei“ sein. Der Abschluss der Transaktion wird im zweiten Quartal 2023 erwartet, vorbehaltlich der Zustimmung der Wettbewerbsbehörde.
Zur Rose will sich damit vor allem den „50-Milliarden-Euro-Medikamentenmarkt Deutschland“ konzentrieren, heißt es in der Mitteilung. „Dies gilt insbesondere für das Geschäft mit rezeptpflichtigen Medikamenten, das mit dem Rollout des elektronischen Rezepts in Deutschland ein enormes Potenzial entfaltet.“
Die DocMorris-Mutter will vor allem Chroniker ins Visier nehmen. Das „digitale Gesundheitsökosystem“ soll durch Services für chronisch-erkrankte Patienten ausgebaut werden. Ebenso seien strategische Kooperationen mit Gesundheitspartnern geplant. „Der Fokus liegt auf profitablem Wachstum“, so Zur Rose.
Zur Rose Schweiz erzielte 2022 einen Umsatz von 687 Millionen Schweizer Franken mit einer EBITDA-Marge von rund 3 Prozent. Die am 19. Januar 2023 kommunizierte Ergebniserwartung für 2022 bleibt unverändert. Die neuen Finanzziele werden am 23. März 2023 anlässlich der Publikation des Jahresergebnisses 2022 bekanntgegeben.
Die Strategie der „Selbstzerschlagung“ hatte sich bei Zur Rose in den vergangenen Jahren angedeutet. 2019 war Migros als Partner ins Vor-Ort-Geschäft eingestiegen. Das Versandgeschäft für frei verkäufliche Gesundheits- und Pflegeprodukte wurde seitdem von einem Joint Venture betrieben.
Die erste Shop-in-Shop-Apotheke entstand 2017 in einer Berner Migros-Filiale, 2018 folgten Filialen in Basel und Zürich. Das Konzept sind Mini-Apotheken auf 50 Quadratmeter Fläche unter dem Namen Zur Rose. Zur Rose wurde seinerzeit zudem als Lieferant für Medbase. Die Zusammenarbeit wurde 2019 auf neue Füße gestellt. Migros kam auch im Bereich E-Commerce an Bord.