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DiGA und Therapietreue

DiGA und Therapietreue unknown

01.09.2023   Von Benedikt Hielscher             Lesedauer: 3 min

DiGA-Nutzerinnen und Nutzer müssen ihr Therapieziel in den meisten Fällen allein erreichen. Entsprechend hoch ist die Gefahr, dass sie die Behandlung aus ganz unterschiedlichen patienten- oder therapiebezogenen Gründen abbrechen. Ein verhaltenstherapeutischer Blick auf drei App-Inhalte, um die Therapieadhärenz zu verbessern.

Können spielerische Elemente in Digitalen Gesundheitsanwendungen bei der Entwöhnung die Abbruchquote verringern?
Können spielerische Elemente in Digitalen Gesundheitsanwendungen bei der Entwöhnung die Abbruchquote verringern?

(Bild: Jokiewalker – stock.adobe.com)

Die Therapietreue ist bei allen medizinischen Behandlungen entscheidend – gleichzeitig aber auch ein großer Unsicherheitsfaktor. Während Ärztinnen und Ärzte bei einer persönlichen Behandlung noch eine gewisse Kontrollfunktion ausüben können, müssen DiGA andere Wege gehen, um das Interesse an der Therapie langfristig zu erhalten. Dafür bieten sich folgende Maßnahmen aus der positiven Bestärkung an, die kurz- und langfristig unterstützen, motivieren und mit Stolz erfüllen.

Gamification visualisiert Erfolge

Spielerische Elemente sind viel mehr als nur ein nettes Gimmick. Sie haben vielmehr das Potential, die Einstellung der Nutzerinnen und Nutzer zur App und zur Behandlung entscheidend zu beeinflussen. Enthält die DiGA etwa ein virtuelles Haustier, stärkt das sowohl eine regelmäßige Interaktion als auch eine emotionale Bindung an die DiGA. Der Effekt lässt sich durchaus mit den Auswirkungen von Tamagotchis vergleichen.

Erleben Nutzerinnen und Nutzer beispielsweise, dass das virtuelle Haustier durch ihren Behandlungsfortschritt größer, schöner oder schneller wird, stärkt das ihr Gefühl von Selbstwirksamkeit. Jede neue Entwicklungsstufe des Tiers visualisiert den eigenen Erfolg. Der Stolz auf die erreichten Meilensteine, den Nutzerinnen und Nutzer bei jedem Blick auf das Maskottchen empfinden, motiviert kurzfristig stärker zum Weitermachen als das Therapieziel selbst.

Chatbots als Aufklärer und Motivations-Coaches

Das Potential von Chatbots in Gesundheits-Apps übersteigt die eines einfachen Frage-Antwort-Systems bei weitem. Je nachdem, wie umfassend DiGA-Entwicklerinnen und -Entwickler ihren Chatbot konzipieren, kann er gleichzeitig wichtiges Gesundheitswissen vermitteln, durch die Therapie lotsen und in schwierigen Situationen zum Weitermachen motivieren. Der Chatbot wird zum Therapiebegleiter.

Allerdings muss der Chatbot, um in dieser Form von den Nutzerinnen und Nutzern angenommen zu werden, im weitesten Sinne menschlich gestaltet sein. Beispiel: Ein Gesundheitslexikon, das mit Gesundheitsinformationen aufklären und motivieren will, wird seine Wirkung wahrscheinlich verfehlen.

Erfolgsversprechender ist es, auch hier mit Emotionen zu spielen. Bei der Gestaltung eines Chatbots ist es etwa ein Leichtes, das dahinterliegende Skript – d.h. die Textbausteine – mit Humor zu gestalten. Auch kann der Chatbot als Persona mit gewissen Charakterzügen gedacht und angelegt werden, etwa stärkend, mitreißend oder wissbegierig. Das erhöht wiederum das Vertrauen in die App und die Freude an der Behandlung.

Haltung zeigen und Verhaltensmuster in der Lebensrealität festigen

Während Gamification-Elemente und Chatbots zur Verfügung stehen, wenn die Nutzerinnen und Nutzer sie kurzfristig brauchen, führt eine klare Haltung zu einer langfristigen Veränderung ihres Mindsets. Die DiGA kann etwa klar machen, dass bestimmte Handlungen, die abgelegt werden sollen, nicht mehr durchgeführt werden – komme, was wolle. An dieser Einstellung können sich Nutzerinnen und Nutzer festhalten, wenn ein Weitermachen zu schwierig wirkt. Gleichzeitig sollte die Gesundheits-App allerdings vermitteln, dass Scheitern menschlich ist und immer die Chance für einen Neustart enthält.

Schritt für Schritt wird so eine neu erlernte Verhaltensweise zu einem festen Bestandteil des individuellen Lebensstils. Nutzerinnen und Nutzer haben durch diese klare Haltung eine Richtschnur an der Hand, mit der sie die Hochs und Tiefs ihrer Therapie einordnen können. Damit einher geht ein gefestigtes Vertrauen in die App, sowie Stolz auf die eigene Leistung und ein Gefühl für das Voranschreiten der Therapie.

Stolz und Freude sind ein Schlüssel zur Therapietreue

Damit Nutzerinnen und Nutzer einer eigenständig durchgeführten Therapie treu bleiben, in diesem Fall der DiGA, braucht es neben der wissenschaftlichen Basis auch einen psychologisch fundierten Ansatz. Positive Bestärkung ist hier das Mittel der Wahl. Userinnen und User sollten regelmäßig erleben, dass sie stolz sein können auf ihre weiter voranschreitenden Behandlungserfolge. Durch diese freudvoll erlebte Selbstwirksamkeit erreichen sie ihr Therapieziel nachweislich wahrscheinlicher als durch das reine Ausführen gesundheitsfördernder Übungen. Auch helfen Stolz und Freude über die erreichten Meilensteine bei schwierigen Situationen – ohne, dass die Behandlung frustriert abgebrochen wird.

Stand vom 30.10.2020

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Benedikt Hielscher
  ist Deutschland-Geschäftsführer der Rauchstopp-App Smoke Free.

Bildquelle: Smoke Free

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