Deep Dive Digital: 2024 werden die digitalen Weichen gestellt
Deep Dive Digital: 2024 werden die digitalen Weichen gestellt unknown
Die Geschäftsleitungen deutscher Krankenhäuser, allen voran die CIOs, sehen sich aktuell mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert. Neben dem allgegenwärtigen Fachkräftemangel und den Unwägbarkeiten der Krankenhausreform geht es speziell in den IT-Abteilungen um einen evolutionären Schritt: Weg vom infrastrukturellen Betreiber der notwendigen IT-Systeme und hin zum aktiven Gestalter einer prozessdigitalisierten Versorgung.
Insbesondere an den Fördertatbeständen des KHZG können wir beobachten, welche Chancen sich hier bieten. Portale bieten Krankenhäusern völlig neue Kommunikationsmöglichkeiten zu ihren Patienten. Das steigert gleichermaßen die Patientenzufriedenheit, nimmt Last vom Krankenhauspersonal und führt schlussendlich zu einer verbesserten medizinischen Ergebnisqualität. Die Aufnahme in den stationären Sektor war bisher von langem Warten und sperrigen papierbasierten Prozessen geprägt. Mit den Innovationen des KHZG ist das Verfahren nun deutlich schlanker, Daten müssen nicht mehr doppelt erhoben werden, die elektronische Patientenakte (ePA) steht dem Behandler direkt zur Verfügung.
Enormer paralleler Zeitdruck
Auf der anderen Seite sehen wir beim KHZG, welcher Anstrengungen es bedarf, diese Ziele zu erreichen. Binnen kürzester Zeit muss ein Multiprojektmanagement etabliert werden, das Betreiber, Berater und Hersteller in einer hohen zeitlichen Taktung Hand in Hand gehen lässt. Fragen zu Datenschutz und Cloud/SaaS Betriebsformen sind unterdessen nicht vollständig geklärt. All dies bedeutet auch ein neues Rollenverständnis der IT-Abteilungen.
Das KHZG hat zwei besondere gesetzgeberische Merkmale: Seine Umsetzung wird mit 4,3 Milliarden Euro gefördert, und das Ministerium hatte initial eine zeitliche Frist zur Umsetzung bis Ende 2024 gesetzt. Unter Anerkennung aller hier geschilderten Herausforderungen hat das BMG diese nun deutlich gelockert, so dass die Projekte zwar bis Ende 2024 beauftragt werden müssen, eine Sanktionierung aufgrund von Nicht-Nutzung allerdings erst in einem vierjährigen Stufenmodell ab 2027 greift.
Ausgerechnet in diese Phase der Implementierung vielfältiger KHZG-Projekte fällt die Nachricht von SAP, die Branchenlösung für Krankenhäuser auslaufen zu lassen. „SAP for healthcare“ ist aktuell die relevanteste Software in Deutschland, um Patientendaten zu verwalten und Leistungen gegenüber Kassen abzurechnen. Mit ganz wenigen Ausnahmen wird sie flächendeckend von Maximalversorgern, Universitätskliniken und Ketten benutzt. Und damit ist 2027 Schluss, eine kostenintensive Wartungsverlängerung wird bis zum Jahr 2030 ermöglicht.
2024 werden die Weichen gestellt
Die Zeiträume sind also parallel zur Abarbeitung der KHZG-Projekte und die SAP-Kunden sollten sich des Themas proaktiv annehmen. Wenn wir ein Jahr Strategiebildung im Krankenhaus, ein Jahr Ausschreibung und ein Jahr Projekt (Sie merken, ich bin hoffnungsloser Optimist.) ansetzen, dann ist 2024 das Jahr, in dem die Weichen gestellt werden.
Sowohl das KHZG als auch die Abkündigung von „SAP for healthcare“ sind mächtige exogene Faktoren in den strategischen Ausrichtungen deutscher Krankenhäuser. Ich plädiere dafür, sie eher als Chance denn als Bürde zu begreifen. Beides sollte unbedingt zusammen gedacht und gestaltet werden, dann ergeben sich wirklich einmalige Möglichkeiten, die Patientenversorgung durch Digitalisierung weit über die Grenzen der Krankenhäuser hinaus nachhaltig zu verbessern.
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