Beben in Berner Spitallandschaft: Insel Gruppe schliesst Spitäler
Der Berner Spitalkonzern schliesst zwei Standorte. Der Grund: Fachkräftemangel und ein 80-Millionen-Verlust.
Der Berner Spitalkonzern schliesst zwei Standorte. Der Grund: Fachkräftemangel und ein 80-Millionen-Verlust. 1000 Mitarbeitende sind betroffen.
Die Insel Gruppe schliesst die Spitäler an den Standorten Tiefenau und Münsingen. Das gibt der Berner Spitalkonzern am Mittwoch bekannt. 1000 Mitarbeitende sind von den beiden Schliessungen betroffen. Das Spital Münsingen soll bereits per Ende Juni 2023 geschlossen werden, das im Berner Stadtquartier Tiefenau per Ende Jahr.
Die Schliessung in Münsingen geht zu Lasten der ländlichen Versorgung.Autor:Beat MoserGemeindepräsident Münsingen
«Das haben wir nicht erwartet», sagt Beat Moser. Der Gemeindepräsident von Münsingen zeigt sich überrascht von der Entscheidung der Insel Gruppe. «Noch vor vier Jahren hiess es, der Standort Münsingen sei wichtig. Nun wurde zu Lasten der ländlichen Versorgung einmal mehr anders entschieden.»
Die medizinische Versorgung in der Region sei gewährleistet, betont der Direktionspräsident der Insel Gruppe Uwe Jochem, sei es durch die Insel Gruppe oder auch andere Anbieter. «Wir müssen unsere Angebote und Standorte konsolidieren. Nur so können wir weiterhin gute Medizin bieten.»
Fachkräftemangel sorgt für rote Zahlen
Die Schliessung der beiden Standorte begründet die Insel Gruppe unter anderem mit der finanziellen Situation des Konzerns: Für das vergangene Geschäftsjahr verzeichnet er ein Minus von 80 Millionen Franken.
Der «drastische Fachkräftemangel» und die Covid-19-Pandemie seien verantwortlich für das Loch in der Kasse. «Wir mussten Betten sperren. Das hat zu Ertragsausfällen geführt», so Uwe Jocham.
Wir müssen mit dramtisch weniger Personal immer mehr Patienten behandeln.Autor:Uwe JochamDirektionspräsident Insel Gruppe
Mit den Schliessungen der Spitäler Tiefenau und Münsingen soll nun die finanzielle Situation verbessert werden. Die Insel Gruppe rechnet mit Einsparungen in der Höhe von 40 Millionen Franken pro Jahr.
Die Insel Gruppe in ZahlenBox aufklappen
Aber auch das Personal soll entlastet werden: grössere Teams, gebündelte Ressourcen. «Die Entwicklungen der letzten Jahre zwingen uns, strukturelle Massnahmen zu ergreifen», begründet Uwe Jocham. «Es müssen immer mehr Patientinnen und Patienten behandelt werden mit dramatisch weniger Personal.»
Kündigungen und eine Bleibeprämie
Für das medizinische Fachpersonal – es handelt sich um rund 600 Personen, die meisten davon sind Pflegefachkräfte – wird ein Arbeitsplatz innerhalb der Insel Gruppe garantiert. Ausserdem ist eine Bleibeprämie vorgesehen. Für die 400 Mitarbeitenden, die nicht im medizinischen Bereich tätig sind, ist die Zukunft noch ungewiss. Für sie werde eine «individuelle Lösung» gesucht. Derzeit rechnet die Inselgruppe mit 200 Kündigungen. Für die Betroffenen gibt es einen Sozialplan.
Die Insel Gruppe sei bestrebt, für alle Mitarbeitenden der betroffenen Standorte eine gute Lösung zu finden, versichert Insel-Gruppe-Chef Uwe Jocham. Der Spitalkonzern startet nun das gesetzlich vorgeschriebene Konsultationsverfahren.
SRF4 News, 22.03.2023, 15:00 Uhr; stes;gygm;buec