Aufklärung und Anamnese zuhause: Entlastung für Klinik und Patient*innen
Aufklärung und Anamnese zuhause: Entlastung für Klinik und Patient*innen unknown
Beim Frühstück auf dem heimischen Balkon greift der Patient zu seinem Smartphone. Er öffnet über einen Link in einer E-Mail die Anwendung E-ConsentPro Patient. Darin findet er alle Aufklärungsinhalte für seine bevorstehende Hüftoperation. In Ruhe geht er sie durch. Anschließend tippt er auf „Anamnesebefragung starten“. Seine Frau nennt ihm ein Medikament, dessen Name ihm entfallen ist. Die restlichen Fragen füllt er allein aus. Dafür nimmt er sich etwas Zeit – und drückt dann auf „Senden“. Die operierende Ärztin hat nun bereits weit vor dem geplanten Eingriff die Möglichkeit, sich auf Basis der Eigenanamnese-Daten auf das Aufklärungsgespräch und die anschließende OP vorzubereiten.
So einfach, entspannt und flexibel können Aufklärung und Anamnese während des Patienten-Onboardings ablaufen, wenn Patient*innen zu jeder Zeit und an jedem Ort die entsprechenden Dokumente an ihrem eigenen Smartphone, Tablet oder Rechner einsehen und bearbeiten können.
Die RHÖN-KLINIKUM AG ist von dieser Idee begeistert – und setzte sie gemeinsam mit dem Erlanger Lösungsanbieter Thieme Compliance um: „Die zeit- und ortsunabhängige digitale Aufklärung und Anamnese ist ein weiterer Baustein in unserer Digitalisierungsstrategie. In Gesprächen mit Patient*innen und Mitarbeiter*innen haben wir herausgefunden, dass ein Bedarf danach besteht“, erläutert Julian Schäfer, der als Teamleiter Medizinische Fachsysteme & eHealth bei der RHÖN-KLINIKUM IT Service GmbH das Projekt begleitet.
Prozesse optimieren
Welche konkreten Vorteile versprachen sich die Verantwortlichen? „In ausgewählten Fachbereichen klären wir bereits heute unsere Patient*innen digital und mobil in der Klinik auf. Patient*innen füllen hierbei auf einem Tablet den Anamnese- bzw. Aufklärungsbogen aus, den der Arzt noch vor dem Aufklärungsgespräch digital einsehen kann. Durch den Einsatz der Software E-ConsentPro mobile optimieren wir unsere internen Prozesse“, sagt Schäfer.
Mit E-ConsentPro Patient ergeben sich weitere Vorteile für Klinik und Patient*in. „Das Aufklärungsgespräch kann durch das ärztliche Personal fokussierter geführt werden, da sich Patient*innen auf das Aufklärungsgespräch vorbereiten können. Darüber hinaus profitieren die Patient*innen von der Vertrautheit mit dem eigenen Endgerät und der häuslichen Umgebung“, erläutert Schäfer. Bei offenen Fragen helfen Angehörige oder ein Blick in den Medikamentenplan oder -schrank. Lediglich für das verbindliche Vorgespräch mit dem Arzt erscheinen Patient*innen in der Klinik.
Ferner ermöglicht die Anwendung, Videos im Rahmen der Aufklärung abzuspielen. „In den eigenen vier Wänden können Anwender*innen Filme in aller Ruhe anschauen, ohne andere Menschen – wie in einem Wartezimmer – zu stören. Zu Hause ist es außerdem ohne Zeitdruck möglich, sich intensiv mit dem Eingriff zu beschäftigen, auftretende Fragen vorzubereiten und in das Face-to-Face-Aufklärungsgespräch mitzunehmen. Daneben wird das Hygieneproblem bei der Nutzung und Weitergabe von Kopfhörern im klinischen Umfeld umgangen“, erklärt Dr. Bernhard Flasch, Leiter Klinisches Prozessmanagement, Digitale Transformation, Unternehmens- und Organisationsentwicklung der RHÖN-KLINIKUM AG.
Teamleiter Julian Schäfer und Dr. Bernhard Flasch berichten über Ziele, Herausforderungen und Ergebnisse der Anwendung E-ConsentPro Patient.
Datenschutz gewährleisten
Für das Projekt mussten zunächst die technische Machbarkeit geprüft und ein Testsystem aufgebaut werden. Parallel widmeten sich die Beteiligten dem Datenschutz. „Bei einer Cloud-Lösung mit einem externen IT-Konzern muss die sichere Verarbeitung der Daten der Patient*innen sorgfältig geprüft werden. Gemeinsam mit Thieme haben wir unsere Anforderungen diskutiert und alle technisch wie organisatorisch notwendigen Vorkehrungen getroffen“, erklärt Schäfer.
Dazu zählt, dass das Hosting des Cloud-Dienstleisters Azure nur in Deutschland erfolgen darf und Patientendaten in der Cloud durch den Kunden verschlüsselt werden müssen. So hat der Cloud-Anbieter keinen Zugriff. Patient*innen können auf ihre Daten über eine Zwei-Faktor-Authentifizierung zugreifen. Hierbei wird per E-Mail ein Link zum Aufklärungs- und Anamnesebogen versendet und zusätzlich per SMS ein Zugangscode zum Öffnen dieses Links. Das Projektteam um Julian Schäfer und Bernhard Flasch definierte schließlich in ausführlichen Gesprächen mit dem Klinikpersonal und Expert*innen von Thieme Compliance den Workflow.
Pilotprojekt gestartet
Für das Pilotprojekt wählten die Verantwortlichen den RHÖN-KLINIKUM Gesundheitscampus Frankfurt (Oder). „Hier hatten wir bis dato den klassischen Papier-Workflow. Schrittweise haben wir die innerklinische mobile Aufklärung via Tablet und die Aufklärung von zu Hause über das Endgerät der Patient*innen eingeführt. So konnten wir alle technischen Neuerungen aufeinander abstimmen, ohne laufende Prozesse zu unterbrechen“, sagt Schäfer.
Die Pilotphase startete im Oktober 2022 in den Bereichen Anästhesie und Unfallchirurgie. „In diesen beiden Abteilungen konnten wir das Projekt am schnellsten und erfolgversprechendsten zum Laufen bringen. Die Mitarbeiter*innen zeigten sich offen und begeistert. Zudem sind die Patient*innen vergleichsweise jung und digitalaffin“, sagen Flasch und Schäfer. Dennoch lasse man ihnen die Wahl, sich neben dem eigenen Endgerät per Klinik-Tablet oder per Papierbogen aufklären zu lassen, denn manche Patient*innen besitzen kein passendes Endgerät oder möchten ihre E-Mail-Adresse oder Mobilfunknummer nicht angeben.
Auch die verbleibende Zeit bis zum medizinischen Eingriff beeinflusst, ob die neue Lösung eingesetzt wird. „Sind es nur ein oder zwei Tage bis zur OP, macht es keinen Sinn, die Unterlagen ‚nach Hause‘ zu schicken. Die Aufklärung wird dann meist direkt nach der Aufnahme durchgeführt. Für diesen Fall bieten unsere Mitarbeiter*innen den Versand auf das Endgerät vor Ort in der Klinik an“, schildert Schäfer.
Positive Zwischenbilanz
Die Beteiligten freuen sich über die bislang guten Erfahrungen. „Die Pilotphase ist technisch – bis auf kleinere Anpassungen, die wir vornehmen mussten – reibungslos verlaufen. Von den Patient*innen und Mitarbeiter*innen kamen keinerlei Beschwerden. Das zeigt: Sämtliche Abläufe und Inhalte werden verstanden“, resümiert Schäfer. Bis zum Ende der Testphase im März (nach Redaktionsschluss) wolle man noch detaillierter evaluieren, wie die einzelnen Elemente von E-ConsentPro Patient ankommen. Am Standort Bad Neustadt an der Saale wird zeitnah ein zusätzlicher Pilot gestartet, um breitere Einblicke zu erhalten.
Flasch zieht aus ärztlicher Sicht ebenfalls ein positives Fazit: „Den Kolleg*innen fällt auf, wie angenehm es ist, mit digital eingegebenen Informationen der Patient*innen zu arbeiten. Handschriftliche Vermerke sind oftmals schlecht lesbar.“ Zudem seien die erhobenen Informationen – genauso wie bei der Tablet-Variante inhouse – sicher im Krankenhausinformationssystem gespeichert und jederzeit abrufbar. So entfalle die zeitraubende Zettelwirtschaft mit häufigem Sortieren und Suchen.
„Wir werden die RHÖN-KLINIKUM AG bei ihren Plänen, smarter und ganzheitlicher zu agieren, weiterhin tatkräftig unterstützen“, versichert Christoph Müßig, Sales Solution Manager bei Thieme Compliance. Ziel sei es, Prozesse noch stärker miteinander zu verzahnen, etwa eine Videosprechstunde und die Option einer digitalen Unterschrift über E-ConsentPro Patient anzubieten. Schäfer blickt erwartungsvoll voraus: „Die Zusammenarbeit mit Thieme Compliance ist bisher sehr fruchtbar. Bestätigt sich der gute Eindruck von E-ConsentPro Patient, werden wir das Konzept in unseren Einrichtungen ausrollen. Und gemeinsam weitere Stufen der Prozessoptimierung erklimmen.“
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Dr. André Gärisch, Freier Autor im Auftrag von Thieme Communications