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App kann Symptome von Alzheimer erkennen

App kann Symptome von Alzheimer erkennen (Serina Sonsalla)

Forschung: Potenzial mobiler Gedächtnistests App kann Symptome von Alzheimer erkennen

Informationen darüber, wie schnell das Gedächtnis nachlässt, sind für Ärzte, Patienten und klinische Studien nützlich. Um die Frühdiagnostik von Erkrankungen wie Alzheimer zu erleichtern, hat sich eine App als hilfreich erwiesen: Sie erkennt Anzeichen von leichten kognitiven Einschränkungen über eigenständige Gedächtnistests, die über Smartphone oder Tablet durchgeführt werden. Inzwischen wird die App bereits als Hilfsmittel für Arztpraxen angeboten.

Frühzeitige Erkennung von Alzheimer: Die App ist wissenschaftlich validiert und wird bereits in der Alzheimer-Forschung verwendet.
Frühzeitige Erkennung von Alzheimer: Die App ist wissenschaftlich validiert und wird bereits in der Alzheimer-Forschung verwendet.

(© Ян Заболотний – stock.adobe.com)

In einer aktuellen Studie sind verschiedene Forschungseinrichtungen in Zusammenarbeit mit dem Magdeburger Unternehmen neotiv zu der Erkenntnis gekommen, dass eigenständige Gedächtnistests Alzheimer-Erkrankungen erkennen können: Über eine App soll es nun möglich sein, auch ohne professionelle Betreuung Gedächtnistests eigenständig und auf wissenschaftlicher Basis durchzuführen. Inzwischen wird die sogenannte neotiv-App schon in Arztpraxen angeboten, um Gedächtnisprobleme frühzeitig erkennen zu können. In Absprache mit dem zuständigen Arzt, kann man die App schließlich downloaden, eigenständig durchführen und anschließend gemeinsam mit dem Arzt auswerten lassen.

Bisher wurden Gedächtnistests immer durch medizinische Fachkräfte durchgeführt, weshalb die Tests nicht zu Hause machbar waren. Prof. Emrah Düzel, Neurowissenschaftler des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), der Universitätsmedizin Magdeburg sowie Unternehmer in der Medizintechnik, entgegnet dem aber, dass es auch Vorteile haben kann, wenn diese Tests selbstständig durchführt werden: „Solche Testungen ohne Aufsicht würden helfen, klinisch relevante Gedächtnisstörungen im Frühstadium zu erkennen und Krankheitsverläufe engmaschiger zu erfassen, als es heute möglich ist. Angesichts jüngster Entwicklungen in der Alzheimer-Therapie und neuer Behandlungsmöglichkeiten wird eine frühzeitige Diagnose immer bedeutsamer.“

Dr. David Berron, Forschungsgruppenleiter am DZNE und zugleich Mitgründer von neotiv, erklärt wie sich die App schließlich bewährt hat: „Als Bestandteil der Validierung haben wir sowohl dieses neuartige Testverfahren, das keine direkte Aufsicht benötigt, als auch eine etablierte neuropsychologische Untersuchung in der Klinik angewandt. Dabei hat sich gezeigt, dass die neue Methode mit klinischen Untersuchungen vergleichbar ist und leichte kognitive Beeinträchtigungen, auch bekannt als MCI, mit hoher Genauigkeit erkennt.“

Bei der Alzheimer-Forschung berücksichtigt man die zeitliche Entwicklung der Erkrankung und den Schweregrad der Störung des Erinnerungsvermögens: „Mild Cognitive Impairment“, also MCI, kann eine Vorstufe von Demenz oder Alzheimer sein. In diesem Stadium zeigen Betroffene häufig verschiedene Symptome leichter kognitiver Beeinträchtigungen. Auch lassen sich im MCI-Stadium oftmals die Alzheimer-typischen Ablagerungen im Gehirn erkennen.

Studienmethodik

Insgesamt 199 Menschen über 60 Jahre und mit unterschiedlichen kognitiven Konditionen waren an der aktuellen Studie beteiligt – darunter Männer und Frauen aus Deutschland und den USA. Mit der neuen App wurden schließlich mehrere Gedächtnistests über mindestens sechs Wochen via Smartphone oder Tablet durchgeführt.

„Die Testung mit der neotiv-App ist interaktiv und umfasst drei Arten von Gedächtnisaufgaben. Damit werden jeweils unterschiedliche Bereiche des Gehirns angesprochen, die in verschiedenen Phasen einer Alzheimer-Erkrankung betroffen sein können. Dahinter steckt langjährige Forschungsarbeit“, erläutert Düzel. Die Probanden mussten sich unterschiedliche Bilder oder Unterschiede zwischen ihnen merken bzw. erkennen können, die zuvor in der App eingeblendet wurden. Die Ergebnisse der App wurden dann mit den Befunden der klinischen Methode verglichen.

Sollten die Ergebnisse darauf hindeuten, dass eine Gedächtnisstörung vorliegt, wie bei einer MCI, können weitere klinische Untersuchungen angeführt werden. Andernfalls werden die Ergebnisse als altersspezifisch normal betrachtet, wenn keine Auffälligkeiten gezeigt werden. „Und für die Alzheimer-Forschung bietet sich hier ein digitales Instrument zur Beurteilung der kognitiven Fähigkeiten, das in klinischen Studien eingesetzt werden kann. In Deutschland, den USA, Schweden und anderen Ländern geschieht dies bereits“, sagte Düzel.

Weitere Entwicklungen

„Informationen darüber, wie schnell das Gedächtnis mit der Zeit nachlässt, sind für Ärzte und Patienten wichtig. Sie sind auch für klinische Studien relevant, da neue Behandlungen darauf abzielen, die Geschwindigkeit des kognitiven Abbaus zu verlangsamen“, betont Berron. Eigenständige Gedächtnistests wie diese sollen noch an größeren Gruppen und über einen längeren Zeitraum getestet werden, um die Entwicklung der Alzheimer-Erkrankung weiter zu untersuchen.

„Um solche Selbsttests weiterzuentwickeln, müssen die klinischen Daten eines Patienten mit Selbsttests außerhalb der Klinik, aus dem Alltag, verknüpft werden. Das ist keine leichte Aufgabe, aber wie unsere aktuelle Studie zeigt, macht das Forschungsfeld dabei Fortschritte“, teilte der Neurowissenschaftler mit.

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Stand vom 30.10.2020

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