Altersmedizin: Geriater fordern mehr als 1000 zusätzliche Betten
Altersmedizin: Geriater fordern mehr als 1000 zusätzliche Betten unknown
Mit über 50 000 zusätzlichen Behandlungsfällen müssen stationäre und teilstationäre geriatrische Kliniken und Rehabilitationskliniken bis zum Jahr 2030 rechnen. Diese und weitere Analysen hat der Bundesverband Geriatrie am 27. April mit seinem neuen Weißbuch vorgelegt. Die neue, vierte Auflage enthält verlässliche Bedarfszahlen rund um die größte Nutzergruppe des Gesundheitswesens. Die Erhebungen böten die Basis für eine zukunftsorientierte Reform der Krankenhausversorgung, so Vorstandsvorsitzender Dr. Michael Musolf.
Babyboomer werden Fallzahlen in die Höhe treiben
Durch die Babyboomer-Generation werde der Versorgungsbedarf älterer Menschen in den nächsten Jahren erheblich anwachsen. Konkret schätzt der Verband: In Krankenhäusern werden die Fälle im Jahr 2030 um mehr als zehn Prozent steigen, in der geriatrischen Rehabilitation um knapp zehn Prozent. Das entspricht einem Zuwachs von 38 227 Behandlungsfällen in Kliniken und 12 415 im Reha-Bereich. Daher fordert der Fachverband zusätzliche Betten: in Kliniken für Geriatrie 1238 und in geriatrischen Reha-Einrichtungen 520. Bereits zwischen 2013 und 2017 waren die Fallzahlen allein in geriatrischen Krankenhäusern um 27 Prozent gestiegen.
Um den tatsächlich benötigten Bedarf abzubilden, müssen auch Patientinnen und Patienten mit geriatrischem Profil in anderen medizinischen Disziplinen einbezogen werden.
Doch greife zu kurz, wer nur die demografische Entwicklung allein betrachtet, so Verbands-Geschäftsführer Dirk van den Heuvel: „Um den tatsächlich benötigten Bedarf abzubilden, müssen auch Patientinnen und Patienten mit geriatrischem Profil in anderen medizinischen Disziplinen einbezogen werden.“ Um diese Gruppe eindeutig zu identifizieren, wird als Kriterium die Dokumentation von zehn oder mehr spezifischen Nebendiagnosen herangezogen. Aufgrund derer könne bei Menschen über 70 Jahren von einer geriatrietypischen Multimorbidität ausgegangen werden.
Diese Zahlen zeigen: Der Handlungsbedarf wird sich noch einmal deutlich verschärfen
Zehn Prozent der Patientinnen und Patienten anderer Fachdisziplinen in Krankenhäusern müssen geriatrisch versorgt werden – das sei laut Verband vorsichtig geschätzt. Wenn man diese Patientengruppe einbezieht, ergibt sich ein zusätzlicher Kapazitätsbedarf von rund 5860 Betten in Kliniken für Geriatrie und 800 Betten in geriatrischen Reha-Kliniken. „Diese Zahlen zeigen: Der Handlungsbedarf wird sich noch einmal deutlich verschärfen“, sagt Musolf.
Lücken in wohnortnaher Versorgung
Hinzu kommt, dass die Versorgung auch flächendeckend und regional, also wohnortnah sein muss. Es ist derzeit längst nicht überall möglich, Kliniken für Geriatrie innerhalb von 25 Minuten zu erreichen, wie die Analyse zeigt. Ähnliches gilt für geriatrische Reha-Einrichtungen, die deutschlandweit nicht überall innerhalb eines Fahrzeitradius von 45 Minuten vorhanden sind. Diese Lücken bestehen insbesondere außerhalb von Ballungsräumen und in ostdeutschen Regionen.
Bundesverband Geriatrie/ess